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Versteckte Energie sichtbar machen

Graue Energie in Gebäuden

Das Stichwort Energie verbindet man bei Gebäuden zu allererst mit Wärme und Strom. Während der Nutzung verbrauchen Heizung, Beleuchtung und andere technische Geräte Energie und verursachen dadurch entsprechende Treibhausgas-Emissionen. Der Energieverbrauch eines Gebäudes beginnt aber nicht mit dem ersten Betreten durch den Nutzer, noch endet er mit dem letzten Verlassen des Gebäudes.

Graue Energie ist…

…der gesamte Energieverbrauch, der zum Herstellen und ggf. Rückbau eines Gebäudes innerhalb des Lebenszyklus notwendig ist.

Die vielen verschiedenen Materialien, die in einem Haus bei der Ersterrichtung und späteren Sanierung verbaut werden, haben einen langen Weg hinter sich, bis sie auf der Baustelle ankommen. In einem Einfamilienhaus sind bspw. rund 1.000 Tonnen Material verbaut . Die Lieferung zur Baustelle (Distribution), die Herstellung aus Rohstoffen und die Gewinnung dieser Rohstoffe verbrauchen Energie. Wird ein Gebäude nach vielen Jahren der Nutzung nicht mehr gebraucht und abgerissen, dann wird auch bei der Entsorgung der Materialien Energie verbraucht. All das wird in dem Begriff Graue Energie zusammengefasst und steckt sozusagen im Gebäude.

Lebenszyklus nach DIN EN ISO 14040 mit grauer Markierung der Phasen, in der die Graue Energie auftritt. Eigene Darstellung.

Graue Energie wird immer wichtiger

Viele Studien zum Gebäudebestand belegen, dass der größte Teil des Energieverbrauchs in der Nutzungsphase eines Gebäudes auftritt. Diese wird in der Regel betrachtet bis die nächsten umfangreichen Sanierungen an der Gebäudehülle anstehen. In der hier zitierten Studie sind dies 30 Jahre. Der betrachtete Lebenszyklus endet dann entweder mit dem Abriss und der Entsorgung des gesamten Gebäudes oder mit der Sanierung beginnt ein neuer Lebenszyklus, der separat betrachtet wird.

Die fortschreitende Verbesserung der energetischen Standards für Neubau und Sanierung lassen Gebäude in der Nutzung jedoch immer effizienter werden. Der Anteil des Energieverbrauchs im Betrieb wird damit immer kleiner und die Graue Energie aus der Herstellungsphase gewinnt an Relevanz.
Hinzu kommt, dass die immer komplexere Technik in modernen Gebäuden den Energieverbrauch in den ersten drei Lebenszyklusphasen erhöht. Produziert ein Gebäude am Ende sogar überschüssige Energie, z.B. mit Photovoltaik-Anlagen, verliert die Nutzungsphase energetisch weiter an Bedeutung. In sogenannten Null- oder Plusenergiehäusern ist die Graue Energie aus der Bauphase damit die bestimmende Größe.

Warum Kirchengemeinden sich mit Grauer Energie beschäftigen sollten

Allein durch die steigenden gesetzlichen Anforderungen zum energieeffizienten Bauen und Sanieren und zur Nutzung erneuerbarer Energie wird der Energieverbrauch auch bei kirchlichen Gebäuden langfristig sinken und die Bedeutung des Energieverbrauchs bei der Herstellung wachsen. Beschleunigt wird dieser Prozess durch die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, zu denen sich die Nordkirche verpflichtet hat. Um das Ziel der Treibhausgasneutralität zu erreichen, müssen die aktuellen gesetzlichen Anforderungen an Gebäudeenergieeffizienz wo immer möglich übertroffen werden. Graue Energie wird also auch im kirchlichen Umfeld schnell an Relevanz gewinnen.

Energie sparen und Klima schützen geht auch bei Grauer Energie

Energieverbrauch vermeiden: Das bedeutet bei Grauer Energie in Gebäuden vor einem Neubau dessen Notwendigkeit eingehend zu prüfen: Kann vielleicht alternativ ein bestehendes Gebäude saniert werden? Dies verbraucht meistens weniger Graue Energie als ein Neubau. Kommt man zu dem Schluss, dass neu gebaut werden muss, sollte die Größe des Neubaus dem vorgesehenen Zweck angemessen sein, um den Materialeinsatz gering zu halten.

Energieverbrauch verringern: Die energiebewusste Materialauswahl kann den Verbrauch Grauer Energie sowohl beim Neubau, als auch bei der Sanierung deutlich verringern. Anstelle von Ziegeln und Beton, für die viel Energie in der Herstellung verbraucht wird, kann mit Holz gebaut werden, wie es bspw. in den USA schon lange üblich ist. Bei der Sanierung senkt die materialschonende Restaurierung und Weiterverwendung bereits vorhandener Bauteile den Verbrauch Grauer Energie. Es gibt für diese Zwecke auch Baustoffbörsen, über die gebrauchte oder recycelte Baustoffe bezogen werden können.
Produktdeklarationen der Hersteller bieten Informationen zum Energieverbrauch und der Umweltfreundlichkeit von Baustoffen. Unter Zuhilfenahme des kostenfreien eLCA-Tools (https://www.bauteileditor.de/) kann aus diesen Deklarationen und den eingesetzten Materialmengen sogar eine ganze Bilanz der Grauen Energie in einzelnen Bauteilen oder einem kompletten Gebäude berechnet werden.

Auf die Nutzung erneuerbarer Energie bei der Herstellung achten: Was 2021 vielleicht noch ein Sonderfall ist, wird sich langfristig durchsetzen, denn auch die Industrie muss in der Produktion langfristig auf klimafreundliche Energie umsteigen. Auch Baustoffe werden zukünftig mit erneuerbaren Energien und effizienteren Verfahren hergestellt werden und damit den negativen Einfluss auf das Klima drastisch verringern.

 

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